Sonntag, 18. Januar 2015

Ich und der Herbst

Herbst ist gerade nicht. Es ist Winter und der in seiner halbherzigsten Form. Zumindest hier im Nordwesten. Für mich fühlt es sich aber an, als wäre seit Herbst die Zeit stehen geblieben, auf eine ganz ungute Art und Weise. Ja, es war Weihnachten, ja es war Silvester und Blätter gibt es auch keine mehr an den Bäumen und trotzdem ist jetzt alles anders. Meine Familie, so wie ich sie kannte und liebte, gibt es nicht mehr. Die Kinder und mich jetzt als die neue "Familie" zu begreifen gelingt mir erst ganz ganz langsam.

Jetzt ist es alles so wie ich es nie erwartet hätte. Ich habe meine Jugendliebe geheiratet, zwei Kinder bekommen, parallel ein Studium beendet und immer gearbeitet. Es war oft anstrengend, aber gezweifelt habe ich nie, dass das wir da tun das richtige ist und dass alles im Grunde gut ist. Richtig gut. Das sehen auf Dauer aber bestenfalls beide so, was bei uns wohl schon lange nicht mehr der Fall war. Jetzt sind wir getrennt, ich hantiere mit so sperrigen Begriffen wie "alleinerziehend" und weiß gar nicht richtig, ob das jetzt mein neues Label ist. Mein weiterführendes Studium ist abgebrochen, auch ansonsten gibt es große Schwierigkeiten im weiteren Familienkreis und ich habe das dringende Bedürfnis dieses Jahr zu dokumentieren. Momentan habe ich zwei wunderbare Kinder auf der Haben-Seite, viele Freunde, die mir Hilfe und Unterstützung zugesichert und auch schon geboten haben. Das ist sehr viel, ich möchte gerne dankbar sein, in den vielen Nächten seit Oktober, in denen ich mich so alleine fühle, wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Nachdem finanziell eine sowieso schon angespannte Situation nun total zu kippen drohte, habe ich letzte Woche mit meinem Arbeitgeber über eine Stundenaufstockung und einen Festvertrag gesprochen und mit viel Glück lässt sich in den nächsten Tagen dort etwas erreichen. Dreißig Stunden müssten mit den Kitaöffnungszeiten machbar sein. Ich hoffe darauf, dass mit Frühlingsbeginn langsam der Herbst für mich endet.

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