Dienstag, 24. Juni 2014

Zukunftswahnsinn - Visionen - Hürden - Laberrhabarber

Ich denke mir einen Knoten ins Gehirn. Langsam aber sicher. Essen, schlafen, atmen, alles ist erfüllt von der Gedankenschleife, die ich nie zu Ende gedacht bekomme.

Es ist nicht so als wäre ich nicht gewarnt gewesen und auch in der Rückschau habe ich einfach keinen Grund zu hadern. Ich habe eine (naja eigentlich sogar mehrere) Geisteswissenschaften studiert (die eine mehr "Geist", die anderen weniger). Und ich hätte nichts anderes machen wollen. Nichts. Weder Jura, Medizin, Naturwissenschaften, soziale Studiengänge oder sonst was. Das war mein Wunsch und es ist einfach unehrlich mir selbst gegenüber damit zu hadern. Nur muss ich jetzt, und zwar wirklich genau jetzt, wissen wo es hingeht.

Bewusst und sehenden Auges habe ich mich entschieden etwas zu studieren, was mit Dauerschleifenscherzchen à la "Und was machste damit?" kommentiert wird und was mir, selbst bei glücklicher Fügung, kaum ein exorbitant hohes Einkommen bescheren würde. Und nun habe ich den Schlamassel, den ich über die Jahre gerne mal verdrängt habe.

Ich habe viel gearbeitet während der letzten Jahre, im Unikontext und im "wirklichen Leben", immer zwischen 20 und 30 Stunden in der Woche. Zusätzlich dazu habe ich das Studium mit Einserschnitt und, zu dem Zeitpunkt, einem Kind beendet. Wenn ich abends im Bett wach lag und überlegt habe was das alles wohl werden mag, habe ich verschiedene Möglichkeiten durchgespielt (von freier Wirtschaft, kreativem Kram bis zur Promotion, für die mein Herz am höchsten geschlagen hätte). Und nun neigen sich die Elternzeit und meine zwei Urlaubssemester, die ich dieses Mal genommen habe, dem Ende zu und ich muss mich entscheiden was nun passiert.

Leider oder Gott sei Dank ist das aber jetzt keine reine Bauch- und Stimmungsentscheidung, sondern es hängt viel daran. Der Mann beginnt im Sommer eine Ausbildung in dem Unternehmen in dem er jetzt schon ungelernt einige Jahre tätig ist. Damit reduziert sich unser Einkommen um einen weiteren Posten. Zusätzlich ist das Baby noch wirklich sehr klein und wird, trotz baldigem Betreuungsstart, noch viel viel viel Zeit brauchen. Zeit, die ich unbedingt für ihn haben will. Ich bin kein Freund von Geschwafel der Richtung "Wofür bekomm ich denn die Kinder, wenn ich sie dann so früh aus den Händen gebe" und ich finde allein die Frage danach wofür Menschen Kinder bekommen skurril und hochgradig bescheuert - dennoch möchte ich im Moment noch nicht wieder mit dem Pensum einsteigen mit dem ich im letzten Jahr aufgehört habe. Auf keinen Fall. Ab Mitte nächsten Jahres kann ich mir eine knappe Vollzeitwoche wieder langsam vorstellen, ab diesem Herbst nicht.

Wirklich ausklamüsern kann ich die verschiedenen Möglichkeiten hier nicht, aber im Grunde bewegen sich die konkreten Ideen alle im Spannungsfeld von Zeit, Geld und Perspektive. Vermutlich werde ich irgendwie versuchen eine Richtung möglich zu machen, die ich all die Jahre für mich ausgeschlossen habe und die mir plötzlich zum ersten Mal denkbar erscheint. Das würde allerdings noch ein paar Jahre an einer anderen Uni bedeuten und würde unweigerlich Ausbildungsförderung notwendig machen. Auf die immerhin Chancen bestehen, wie ich gestern in einem Gespräch erfahren habe. Oder ich entscheide mich für einen anderen weiterführenden Masterstudiengang an einer noch weiter entfernten Universität, der eine hohe Qualifikation mit sich brächte, aber in einem Bereich, der kaum mit Kindern (und - Gott bewahre - hoffentlich sogar eines Tages mit mehr als zwei Kindern!) vereinbar ist.

In den nächsten Tagen werde ich eine Entscheidung treffen. Schon jetzt freue ich mich auf den erlösenden Moment, in dem mir unerwartet und plötzlich alles klar wird und ich, wenn auch kompromissbereit, sehe wo es hingeht. Dass der Moment kommt weiß ich sicher, nur soll er sich bitte nicht noch ewig Zeit lassen....


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